Oh what a race

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Updated: Juni 16, 2015

Es waren unglaubliche Bedingungen heute auf der Nordschleife: die Einführungsrunde super trocken, aber viel Verkehr (wir sind wieder weit hinten losgefahren) und -wenn ich mich recht entsinne- in der zweiten Hälfte der ersten Runde einsetzender Regen. Nicht schlimm, aber doch so viel, dass der Respekt vor der grünen Hölle fast alle Teilnehmer eingebremst hat. Und so erreichten wir in so ziemlich der gefühlt langsamsten bisherigen Zeit die Döttinger Höhe. Kurz durchschnaufen und Markus zählt mich in den Start an. Beim Beschleunigen bemerke ich, dass ich vergessen habe, den Speed Limiter einzustellen – damit sind unsere Zeiten quasi Makulatur. Wir nehmen sie trotzdem, aber werden auf die Zeiten des letzten Rennens zurückgreifen müssen. Kein Problem: da haben wir Platz 11 gemacht, die Zeiten können nicht so sehr daneben liegen. Aber entweder die Nordschleife wird ständig kürzer oder länger oder irgendwas anderes, denn auf einmal liegt unsere Setzzeit um eine ganze Sekunde daneben! Anstatt 15:00 fahren wir 14:59,12 Min… Seltsam.
Egal, bis jetzt ist nichts schlimmes passiert. Nur der Regen wird immer stärker. Gefühlte Sintfluten ergießen sich auf die Strecke. Teilweise befinden sich Megapfützen mitten in den Bremsbereichen (aquadynamische Idealkurvenverlegung sozusagen) oder durch die seitlich abfallende Strecke fließen kleine Bäche quer über die Fahrbahn. In unserer ersten Bestätigungsrunde halten wir sehr kurz an: genau 25 Sekunden haben wir Luft, dann geht es wieder los. Andere haben nicht so viel Glück: reihenweise rauschen Fahrzeuge an uns vorbei – Opfer von zu niedrigen Setzzeiten, die unter diesen Wetterbedingungen nun alle Not haben, die Ziellinie zu erreichen. In der ersten Bestätigung bin ich dann (warum auch immer) 3 Zehntel zu schnell. Ich habe so meinen Verdacht, aber Markus, der die Zahlen analysieren und mir einen Vorschlag machen könnte, kann aus dem Zahlengewirr keine eindeutige Message ableiten. Also weitermachen. Am Kallenhard dann doppelt gelbe Flaggen (Runde 4). Ein Kadett E GSI ist frontal in die Leitplanken gerauscht, hat sich wieder auf die Strecke gedreht und schmeisst alle Flüssigkeiten, die sein Motorraum beherbergt auf die Strecke. Die Insassen scheinen gottseidank unverletzt. In unserer zweiten Bestätigung sind wir dann drei Zehntel zu langsam – was läuft hier falsch????
Erst in der dritten Bestätigung wird es erstmalig klappen (1,7 Fehlerpunkte). Allerdings sind die Bedingungen auf der Strecke zum Magenumdrehen: es schüttet aus Eimern und ich rutsche mehr, als dass ich fahre. Anbremsen in die Links-Rechts nach Metzgesfeld dann stehe ich dramatisch quer. Mit aktiviertem ESP gelingt es mir, den Abflug zu verhindern, aber so was hatten wir bei diesem doch eher gemächlichen Tempo bislang nicht erlebt. Auch das ABS hat alle Hände voll zu tun: der Kadett ist immer noch nicht geborgen, also sehr langsam dran vorbei, aber eben nur mit ABS: ohne den elektronischen Helfer hätte ich mich heute bestimmt drei- oder viermal vom Asphalt verabschiedet …
So ging es das ganze Rennen, wir arbeiteten weiter an unseren Zeiten, aber heute war der Wurm drin. Bis auf die Tausendstel Sekunde wiederhole ich zweimal die gleiche Zeit – nur leider jeweils knapp eine halbe Sekunde neben der eigentlichen Setzzeit. Nicht auszudenken, was heute drin gewesen wäre … Egal. Noch einmal herzhaft sliden am Ausgang Hatzenbach und am Bergwerk (Danke, ESP) und die letzte Bestätigung in Angriff genommen: Anfahrt Tiergarten, super in der Zeit, rechts schiebt sich ein weisser Renault neben und dann vor mich. Naja, der hat ordentlich Geschwindigkeitsüberschuss, denke ich, der wird kein Problem… da steigt er direkt an der Leitplanke Hohenrain in die Eisen, ich reisse das Lenkrad nach rechts und schiebe geradewegs auf die Streckenbegrenzung zu, an ihm vorbei, ABS rattert, endlich biegen wir ab, die Boxeneinfahrt streicht durch mein Blickfeld. Ich muss in den zweiten, 50 km/h, falsche Linie … das wird nix. Ich gebe Gas, lege ein paar Meter zwischen den Renault und mich, dann höre ich wieder Markus Stimme: er zählt weiter, nachdem er mir schnell noch den Tipp mit dem Gasgeben zugerufen hatte. Ich biege ab, die Ziellinie kommt, bremsen, BREMSEN, durch. Mit diesem Herumgeeiere haben wir die zweitbeste Bestätigung des Tges erreicht. Ich weiss nicht, ob ich dem Renault dankbar sein soll oder nicht …
In der Auslaufrunde kommen wir dann noch an einem schweren Unfall vorbei. Kurz vorher hatte uns bereits das Medical Car überholt. Ein BMW E36 liegt links im Gras bei Metzgsfeld, scheint stark eingeschlagen zu sein. Obwohl doch eigentlich seit der vorletzten Runde der Regen aufgehört und die Strecke abzutrocknen beginnt, bleibt die Strecke sauglatt. Teilweise ist der abtrockende Asphalt glatter, als im strömenden Regen… Da werd einer schlau draus.
Am Ende holen wir einen putzigen kleinen Minipokal für den erreichten 29. Platz. Und wir hatten mit den Top Ten gerechnet … Ab heute werden wieder kleine Brötchen gebacken. Ich bin froh, dass der Wagen (und wir) heil geblieben ist und weitere 12 Runden N-Schleife auf das Erfahrungskonto gebucht werden können. Am 11. Juli geht es wieder rund auf der nassen, nebligen, rutschigen grünen Hölle.

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